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Bericht des Polizeisergeanten Anton Fuhk über den
Brand im Welt- Kinematagraphen am 27. Juli 1913

"Während dieser Vorstellung fing um 9.10 Uhr der im Apparat zur Vorführung befindliche Films "Die Fremde" zu brennen an. Dieses Feuer wurde vom anwesenden Publikum von der Schauseite aus beobachtet. Dadurch sprang alles von den Sitzen auf und wollte eiligst den Saal verlassen. Ich war am fragl. Abend zufällig zum Besuche der Vorstellung im gen. Saale anwesend und hatte kurze Zeit vor der Panik den Saal betreten, weshalb ich an die hintere Reihe vom Türeingang zu sitzen kam u. machte folgende Wahrnehmung: Das Publikum war durch das Blitzen an der Schauseite in der Meinung, es entstehe eine Explosion und nachdem der Appreteur Josef Metzler von Memmingen den brennenden Films in den im Kraftraume bereitstehenden Wassereimern nicht löschen konnte, gab er den Films dem ledigen Schlosser Rault Keller von Krumbach. Keller verbrachte den brennenden Films vom Kraftraum in die nebenan befindliche Küche & warf denselben in den Ausguß. Als das Publikum hinter sich den Films vorbeitragen sah, stießen einige anwesende Mädchen & Frauen Hilferufe aus und es entstand dadurch eine große Angst unter dem Publikum. Ich rief dem Publikum sofort entgegen ruhig an den Sitzen zu bleiben, da keine Gefahr bestehe. Es halfen mir einige anwesende Herren & zwar der appr. Bader Friedrich Vogel, der Gärtner Josef Kaiser & der Maurermeister Viktorin Amann, von Krumbach, welche auch dem Publikum die Gefahrlosigkeit zuriefen; dadurch trat etwas Ruhe ein, worauf das Publikum teils bei den Fensterstöcken, teils bei der Ausgangstüre [den Saal] verließen. Durch den ersten Anprall in der Panik wurden einige ältere Personen zu Boden gedrückt, jedoch erlitt niemand eine Verletzung, oder sonst etwas. Dem Anscheine nach hat der Appreteur Metzeler die am fragl. Abend bereits zur Vorführung gelangten Celluloldfilms frei liegen lassen welche dann auch Feuer fingen.

Ich half auch zum Löschen der brennenden Films. Zuerst wurde das bereitstehende Wasser auf die brennende Films geschüttet und noch von außen Wasser herbeigeschafft. Mit Wasser konnten jedoch die Films, welche aus Celluloid waren, nicht gelöscht werden. Es wurde deshalb eine Decke herbeigeschaft, mit welcher das Feuer erstickt werden konnte. Fragl. Saal in welchem die Vorstellungen gegeben wurden, ist vollständig aus Holz hergestellt und liegt zur ebenen Erde. Die Seite des Saales, an welcher die Kraftstation angebracht war, wurde vom Feuer nur ganz gering angegriffen. Die Fenster, durch welche das Publikum den Saal teilweise verließ, sind ca. 1/2 m. vom Erdboden entfernt und konnte man durch dieselben leicht gelangen. Ausgänge aus dem Saale waren 3 vorhanden und zwar 1 Ausgang führte an der Küche und Schenke vorbei ins Freie, dann zwei weitere Ausgänge an den Aborten vorbei. Dagegen war die Hauptausgangstüre verschlossen & dort Sitzplätze angebracht. Wassermann wurde durch den Schutzmann Ettelmann in Memmingen einvernommen & gab an, die vorgeschriebenen Blechkisten habe er deshalb noch nicht gehabt, weil die Vorführung in Krumbach nur provisorisch abgehalten worden sei. Die Notausgänge seien ebenfalls aus dem vorerwähnten Grunde nicht hergestellt worden. 4. Stück Films seien verbrannt und haben diese einen Wert von 1500 M. Der Gesamtschaden sei auf 1800 M umzuschlagen. Für Mindelheim & Memmingen sei er bei der Feuerversicherungsgesellschaft Magdeburg versichert und zwar für Apparate & Films & Feuerschaden, Haftpflicht & einzelne Personen bis zu 50 Mk nun die Versicherung auch auf Krumbach übergreife, bezw. ausgedehnt werde [unleserlich] Wassermann noch nicht bekommt. Gegen Wassermann & Metzeler wird Anzeige wegen fahrl. Brandstfng erstattet."

Stadtarchiv Krumbach, Altregistratur EA 313, Lichtspielwesen, Bericht vom 4. August 1913 an das Bezirksamt Krumbach

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