20 Jahre Apollo- Theater
1910 - 27. März - 1930

Die Ausgabe der "Nachrichten" vom 26. März 1910 enthält die kurze Anzeige, daß am kommenden Tage, dem Ostersonntage, im Hause Heiligengeiststraße 7, ein modernes Kino eröffnet werden würde, das in der programmatischen Ankündigung allerhand versprach, was auf die gebotenen Filme gespannt sein lassen konnte. Denn zu jener Zeit bestand an der Lange Straße im jetzt Munderlohschen Hause schon ein Kino, das Residenztheater des Herrn Zeh, und ein zweites im jetzigen Concert- Café "Wittekind" (das "Metropoltheater" des Ehepaares Wellner). Außerdem wurde am gleichen Ostersonntage in der damaligen Centralhalle an der Nadorster Straße ein viertes Kino eingeweiht. Davon ist das letztere bald eingegangen, vor einigen Jahren erst wieder neu aufgemacht worden und jetzt von einem Hamburger Unternehmen als "Nordlicht"  weitergeführt. Danach ist das Residenztheater sanft eingeschlafen und schließlich auch das Metropol. Die anderen Kinos kommen hier nicht in Betracht, da sie erst späteren Datums sind. Durch die ganze Zeit hindurch hat sich nur das Apollotheater gehalten, hat glücklich die Inflation überstanden, ist immer mit der Zeit gegangen, erst unter dem alten Herrn Lühr, den gewiß mancher der heutigen Besucher noch in Erinnerung haben wird, dann unter seinen Söhnen Eduard, der vor einigen Jahren verstorben ist, und dem jetzigen Inhaber Adolf Lühr. Nicht nur in der äußeren Aufmachung, man erinnert sich des neuen Gestühls, das zu den modernsten seiner Art gehört, der angenehmen Innenausstattung, den neuen Maschinen, des neuen Flügels usw. Damit gleichen Schritt gehalten hat die Auswahl der Spielfolgen, die sich stets der Gunst des Publikums und der Presse erfreuen konnten. Man hat hier gewagt, auch dem literarischen Film eine Stätte zu schaffen, wie etwa noch kürzlich mit dem "Othello" (Jannings, George, Wegener), man hat selbst ein so umstrittenes Werk wie den "Potemkin" als erster in Oldenburg zu zeigen gewagt. Man hat dich stets bemüht, ein Programm von Niveau zu geben, und es soll gern an dieser Stelle bescheinigt werden, daß dieses Bemühen von Erfolg gekrönt worden ist, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Welchen Weg inzwischen die Entwicklung des Films durchgemacht hat, erhellt deutlich an Vergleichen, die nun nicht gerade bis zum allerersten Programm zurückzureichen brauchen, obwohl dem Referenten dieses noch in einiger Erinnerung steht mit Linder, der Mistinguette, Aufnahmen aus Heidelberg usw. , und nicht abzuschließen brauchen mit der "Etappe 17", "Wings" oder dem "Siebenten Himmel", um nur einige der neuen markantesten Filmwerke zu nennen. Das Apollotheater hat als erstes die tägliche Spielzeit (auch im Sommer !) eingeführt; es hat auch als erstes Kino in Oldenburg für eine sinngemäße Begleitmusik gesorgt, wie es überhaupt bei einer ganzen Reihe von Einzelheiten der Filmwiedergabe führend gewesen ist. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, und gute und böse Tage sind über das Unternehmen gekommen, aber immer wieder haben ein fröhlicher Mut und Unternehmungsgeist das Schiff wieder in den sicheren Hafen geführt. Es steckt dahinter das Lebenswerk zweier Generationen, die in eisernem Fleiß und emsigem Bemühen - nicht zu vergessen der Beitritt zu der DLG., der Vereinigung der deutschen Lichtspieltheaterbesitzer, die dem Apollotheater das Erstaufführungsrecht für eine ganze Reihe erster Filme sichert (so alle neuen Pat und Patachon u.a.m.,- ein Kino geschaffen haben, das sich in der Filmwelt eines guten Rufes erfreut, dem sogar große Firmen, wie die amerikanische Fox, Uraufführungen für Deutschland anvertrauen und weiter, daß wiederholt im Apollotheater Filme gelaufen sind, wie die "Masken", die der Oldenburger sogar eher als der Berliner im Kino sehen konnte.

Beim Rückblick auf die verflossenen 20 Jahre seines Bestehens kann der jetzige Besitzer mit Befriedigung auf die erzielte Leistung zurückblicken. So wird es am heutigen Tage an Glückwünschen nicht fehlen. Glückauf für die Zukunft !
 

Nachrichten für Stadt und Land, 27.3.1930



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