Positionspapier eines Filmgruppenmitgliedes
April 1982 (unveröffentlicht)

Die Filmgruppe des Alhambra gibt es seit 4 Jahren, also seit Beginn des AZ. Die Initiative ergriffen Leute, die bereits im Alhambra- Vorläufer "Werkstatt" Filme gezeigt hatten. Seit 1978 also werden - mit einer Sommerpause - wöchentlich ein oder zwei Filme gezeigt. In der Anfangszeit stand besonders der Kampf mit der Technik im Vordergrund. Durch Anschaffung eines neuen Filmprojektors und Installierung einer verbesserten Tonanlage endete dieser Kampf zumindest mit einem Punktsieg. Vorgeführt werden können jedoch nur 16 mm- Filme, nicht aber 35 mm- Filme, wie sie in den Kinos gezeigt werden. 35 mm- Projektoren wurden zwar angeschafft, führen aber als Investitionsruinen ein Schattendasein in unserem Vorführraum.

Der Filmgruppe gehören zur Zeit etwa 10 Mitglieder an; einige Gründungsmitglieder sind auch noch dabei. Alle anfallenden Arbeiten werden unentgeltlich erledigt. Etwaige Überschüsse aus den Filmvorführungen - selten genug - gehen an das Alhambra.


Ziele:

Mit ihrer Arbeit verfolgt die Filmgruppe verschiedene Ziele:

- Durch Zusammenstellung von Filmreihen soll auf Entwicklungen innerhalb eines Filmgenres oder des gesamten Mediums hingewiesen werden, so daß der Zuschauer in die Lage versetzt wird, seine eigenen Sehgewohnheiten zu überprüfen.

- Wichtige Filme möglichst schnell nach Oldenburg zu holen und damit die schlechte Kinosituation in Oldenburg zu verbessern.

- Durch Filmreihen die Arbeit anderer Gruppen zu unterstützen.

- Politische Entwicklungen sowohl in der BRD als auch außerhalb und hier besonders in der sog. 3. Welt zu dokumentieren und damit auch unsere Solidarität mit den Kämpfen gegen jede Form von Unterdrückung ausdrücken.

- Durch Filme bestimmte Themen überhaupt erst einmal bekanntmachen.

Die Schwerpunkte liegen also einmal im inhaltlichen Bereich, aber auch im Bereich der Auseinandersetzung mit dem Medium Film. Dabei hat die Filmgruppe sich immer auch als politische Gruppe verstanden.


Nach vier Jahren bedürfen die Ziele sicher einer kritischen Überprüfung:

- Es ist äußerst zweifelhaft, ob wir die Besucher unserer Filme zu einer Reflexion über ihre Sehgewohnheiten angeregt haben. Viele Zuschauer belassen es beim Besuch eines Films, und unsere Filmgruppe hat es nicht geschafft, so interessante Auseinandersetzungsmöglichkeiten mit Film anzubieten, daß die Zuschauer diese gern annehmen würden.

- Die Kinosituation in Oldenburg hat sich sicher verbessert (kommunales Kino, Casablanca), so daß die Präsentation wichtiger aktueller Filme sich sehr verringert hat.

- Die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen im Alhambra krankt daran, daß es zur Zeit nur wenige Gruppen gibt oder daß sie nur sehr kurzfristig bestehen.

Die beiden restlichen Punkte sind, wenn auch häufig nur in bescheidenem Maße, in unserem Programm verwirklicht.


Arbeit (die häufig auch Spaß macht )

Festlegen der Filme, die gezeigt werden sollen - Aufstellen des Programms - Telefonieren mit den Verleihen - Ersatzfilme aussuchen - Aufräumen im Alhambra - Fegen im Alhambra - Stühle schleppen - Film vom Bahnhof abholen - Film vorführen - Kasse machen - Licht ausmachen - Film zum Bahnhof bringen - Plakat herstellen - Plakate kleben - Zeitungen mit Informationen versorgen - Filmgruppensitzungen - Wochenendseminare - Lektüre - Alhambra VV.


Schwierigkeiten und Gründe zur Unzufriedenheit

Der Schwierigkeiten sind viele:

- Viele Filme, die wir gern zeigen würden, sind für uns nicht erreichbar, weil sie auf 35 mm kopiert sind, weil die Verleihe nichtkommerzielle Spielstellen wie das Alhambra nicht beliefern oder weil ein örtlicher Kinofürst uns einen Film sperren läßt.

- In letzter Zeit hat sich eine Struktur innerhalb unseres Programms herausgebildet, die doch zu denken gibt. Das Programm soll auf jeden Fall die Unkosten decken. Das hat dazu geführt, daß eine Zweiteilung vorgenommen wird. Auf der einen Seite stehen die sogenannten guten Unterhaltungsfilme, die von uns auch dazu benutzt werden, die Filme finanziell abzusichern, von denen abzusehen ist, daß sie ihre Kosten nicht einspielen. Und das sind meistens die politischen Filme. In letzter Zeit hat sich jedoch die Kluft in der Zahl der besucher der Unterhaltungsfilme und der politischen Filme derart verteilt, daß man nur noch staunen kann. In Zahlen: Es ist keine Seltenheit, daß bei Unterhaltungsfilmen über einhundert Besucher kommen; es ist aber ebenso keine Seltenheit, daß bei politischen Filmen nur 10 Besucher kommen.

- Bis jetzt ist es uns noch nicht gelungen, unser Publikum an der Programmgestaltung umfassender zu beteiligen, trotz mannigfaltiger Versuche. Die Auswahl erfolgt, geleitet natürlich von unseren hehren Zielen, mehr oder weniger nach Vorlieben der Filmgruppenmitglieder.

- Unsere eigene inhaltliche Arbeit liegt nach vielversprechenden Ansätzen unterschiedlichster Art im Argen. Das heißt unsere Auseinandersetzung mit unserem Medium ist mangelhaft. Um vertrauter zu werden mit der Technik des Films drehen wir zur Zeit einen eigenen Film. Hoffentlich klappt´s.

- Dringend brauchen wir neue Mitglieder. Nicht nur, um die anfallende Arbeit auf mehr Schultern verteilen zu können, sondern weil es sich gezeigt hat, daß neue Mitglieder auch neue Ideen mitbringen.

Die Filmgruppe trifft sich Freitag um 20:00 im Vorderhaus des Alhambra.