Die Filme, die bisher im Alhambra zum Problem der sogennanten Entwicklungsländer gezeigt wurden,setzten sich im wesentlichen mit den Verbrechen diktatorischer Regime auseinander. Das Ende dieser Filme wird markiert durch den Sieg über die Diktaturen, charakterisiert als ausführendes Organ der herrschenden Minderheit, oder durch den hoffnungsvollen Ausblick auf den möglichen Sieg. Die spektakulären Geschehnisse, die gezeigt werden, aber verstellen teilweise den Blick auf die Frage: Was passiert nach dem Sieg ? Umgekehrt ließe sich die Frage stellen: Warum bieten so viele Entwicklungsländer ein Bild wirtschaftlicher und politischer Zerrissenheit. An vier Beispielen soll dieser Frage nachgegangen werden. Dabei wird klar, daß die Kolonialmächte Strukturen geschaffen und hinterlassen haben, die eine eigenständige Entwicklung der betroffenen Länder fast unmöglich machen und neue Abhängigkeiten begünstigen.Tanzania und Brasilien, auf diese beiden Länder beziehen sich unsere Filme, stehen dabei für sehr entgegengesetzte Modelle der Entwicklung.Tanzania bemüht sich, eigenständig den Weg zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu gehen. Brasilien will dieses Ziel durch Anpassung an den Weltmarkt erreichen.
Usambara  Das Land, wo Glaube Bäume versetzen soll
Vier Personen stehen im Mittelpunkt dieses Films: Andrea Magissa, der deutschen Sprache mächtig, erstes Missionskind deutscher Missionare und schwarzer Augenzeuge weißer Missionierung. Lenard Mkufya, dreißigjähriger Bauer und selbstbewußter Tansanier aus einer neuen Generation, im Zuge der Unabhängigkeit zu nationaler Eigenständigkeit erzogen. Frieda Wohlab, im Jahre 1900 als zweites Kind des ersten Missionars in Mlalo geboren, als
75 jährige zurückgekehrt in die Heimat ihrer Kindheit. Agnes Rösler,ebenfalls Evangelistentochter, sich in Deutschland seit ihrer Pensionierung überflüssig fühlend und in Afrika nach einem neuen Sinn für ihre alten Tage suchend.
Die Entstehungsgeschichte der Mission wird durch Gespräche mit den beiden Damen sowie mit dem alten Mann erkundet, Zitate aus Büchern der Missionsväter und alte Photos werden ergänzend hinzugefügt.Die Missionare werden als wenn auch ungewollte Handlanger des Kolonialsystems herausgestellt, die Anklage des alten Augenzeugen Magissa gegen die einstigen Machthaber öffnen einem die Augen.
Zentrales Anliegen der beiden Damen ist die Wiederaufforstung. Es ist das einzige Mittel gegen weitere Versteppung und Unfruchtbarwerdung der Natur. Sie wollen damit auch die Fehler der ersten Missionare korrigieren.Trotz
theoretisch recht kritischer Denkansätze bleiben die beiden Missionarstöchter doch am Vermächtnis ihrer Väter haften. Sie sehen sich auf eine neue Art in der Rolle von helfenden Missionaren, die barmherzig entscheidende Anstöße geben.
Mbogos Ernte oder die Teilung der Welt
"Mbogos Ernte oder die Teilung der Welt" ist eine Fallstudie über das Leben und die Arbeit der Baumwollbauern in einem Dorf Afrikas; über ihre Abhängigkeit vom Weltmarkt, ihre Probleme und Erwartungen. Der Film zeigt zwei Welten in ihren Beziehungen zu dem gleichen Rohstoff, der Baumwolle. Baumwolle ist die wichtigste Naturfaser für die Herstellung der Kleidung rund um den Erdball. Der Weg der Baumwolle von den Feldern Ostafrikas über die Spekulationsmärkte, zu den verarbeitenden Betrieben bei uns in der Bundesrepublik wird verfolgt. Neben der Vermarktung der Baumwolltextilien bei uns, geht ein Teil zum zig fachen Preis in sein Entstehungsland zurück. Die Austauschverhältnisse zwischen den exportierten agrarischen Rohstoffen und importierten Waren aus den Industrieländern (terms of trade) verschlechtern sich aus der Sicht der armen Welt zunehmend. Mit ihrer Not und Genügsamkeit subventionieren die Menschen der südlichen Welt den relativen Wohlstand bei uns. Ihre Abhängigkeit von unserer Wirtschaft wächst zudem. In Tanzania entwickelt sich zwar eine nationale Industrie, aber sie muß bei uns einkaufen: Traktoren, Maschinen und Anlagen werden mit Rohstoffen und Krediten finanziert. Das freie Spiel des Weltmarktes produziert neue Mechanismen der Abhängigkeiten. Der Film hinterfragt die Forderungen der schwarzen Landarbeiter und Bauern nach einer anderen Ordnung der Weltwirtschaft.
Den Welthandel untersuchen heißt nicht nur Warenströme von Land zu Land und Kontinent zu Kontinent aufzuzeigen, sondern festzustellen, wohin der Reichtum fließt und wo die Armut bleibt. Mit dem Untergang des europäischen Imperialismus nach dem Zweiten Weltkrieg und der politischen Befreiung vieler Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika vom Kolonialismus, hat zwar ein neuer Abschnitt in der Weltgeschichte begonnen, aber an der Ungleichgewichtigkeit der Weltwirtschaft hat sich bislang wenig geändert.
Geraubte Erde
Im Nordosten Brasiliens, oberhalb der Ortschaften Juazeireo (Provinz Bahia) und Petrolina (Provinz Pernambuco), befindet sich heute der größte Stausee der Welt, der Sobradinho See. Er ist rund 300 km lang und 30 km breit. Die Bauarbeiten zur Stauung des Sao Francisco  Flusses wurden 1973 in Angriff genommen und sollen 1981 vollendet sein. Die Gesamtkosten sind auf 650 Millionen US Dollar veranschlagt.
Vor rund drei Jahren wurde mit der Stauung des Flusses eine erste Bauetappe abgeschlossen. Von der Überflutung waren vier Dörfer direkt betroffen. Über 100000 Menschen   statt, wie ursprünglich kalkuliert, 70000   mußten ihre Heimstätten verlassen und eine neue Bleibe suchen.Die "Umsiedlungs"-  Aktion entpuppte sich als eigentliche Vertreibung von Zehntausenden Familien aus ihren angestammten Wohngebieten. Noch heute warten unzählige von Kleinbauern auf irgendeine Form von Entschädigung. Das Sobradinho Projekt verfolgt zwei Ziele: zum einen dient es der Stromerzeugung, zum anderen ist es mit umfangreichen Bewässerungsprojekten verknüpft.Gegenwärtig wird im Gebiet unterhalb des Stausees an einem großen Netz von Bewässerungskanälen gebaut. Das bewässerte Land dient einesteils exportbestimmter Gemüseproduktion, andernteils dem Anbau von Zuckerrohr, das zu Alkohol verarbeitet wird, welcher seinerseits als Benzinersatz Verwendung findet. Nach offiziellen Studien wird das so bebaute Land infolge Monokultur und damit verbundener Erosion in spätestens 20 Jahren kaputt sein, unbrauchbar. Die Zuckerrohrpflanzungen werden "wandern" müssen und mit ihnen die im Tagelohn beschäftigten Zuckerrohrschneider.
Iracema
Der deutsch brasilianische Spielfilm zeigt am Beispiel eines Mädchens, wie technischer Fortschritt und menschliche Verelendung in einem Entwicklungsland zusammenhängen, wenn die Wachstumspolitik nur unter ökonomischen Vorzeichen betrieben wird.